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Wenn der Ausbilder zum Arbeitgeber wird


Buntes Kunsthaar in die Rastas geflochten und ein herzliches Lachen: Das ist Erzieherin Diana Lenhardt, die seit Jahresbeginn im Zwickauer Kinder- und Jugendförderprojekt „start off“ arbeitet. Das Herzensprojekt der DPFA-nahen Dietz Stiftung widmet sich Schülern mit schwierigen oder abgebrochenen Schullaufbahnen und begleitet sie zurück ins Schulleben bzw. in vorbereitende berufliche Maßnahmen.

Seit 2017 mit dem Bildungsträger DPFA verbunden

Die 34-Jährige hat 2017 bis 2020 ihre Erzieherausbildung bei der DPFA in Zwickau absolviert. Bereits im 2. Ausbildungsjahr lernte sie „start off“ im Rahmen ihres Praktikums der Jugendarbeit kennen.

„Die Abläufe und Aufgaben sowie das Team waren daher nicht neu für mich“, erzählt die gebürtige Zwickauerin. Auch an ihre Ausbildung hat sie beste Erinnerungen: „Wir hatten tolle Lehrer, es war ein super Klassenverband und manchmal haben wir gescherzt, dass wir absichtlich eine Ehrenrunde drehen, weil wir uns so wohlgefühlt haben“, berichtet die zweifache Mutter schmunzelnd. 

Diana Lenhardt findet mit ihrer Ausstrahlung schnell Zugang zu den Kindern und Jugendlichen des Zwickauer Projekts „start off“. Foto: Jana Claußnitzer Fotografie
Diana Lenhardt findet mit ihrer Ausstrahlung schnell Zugang zu den Kindern und Jugendlichen des Zwickauer Projekts „start off“. Foto: Jana Claußnitzer Fotografie

Von der Bürokauffrau zur Erzieherin

Nach ihrem erfolgreichen Abschluss begann sie vergangenen Sommer zunächst in einer Kinder- und Jugendwohngruppe, doch das Arbeitsfeld lag ihr nicht. Sie wollte näher dran sein an der schulischen Begleitung.

„Mein Interesse an Bildung und Schule war schon immer groß. Ich bin selbst gern zur Schule gegangen“, erklärt Diana Lenhardt. Dabei verlief ihr Bildungsweg nicht linear. Bereits während ihrer Ausbildung zur Bürokauffrau bei einem Wohlfahrtsverband merkten sie und ihre Kolleg:innen, dass ihr das Arbeiten mit Menschen noch mehr Freude bereitete als die Verwaltungsaufgaben.

Nachdem sie ihr Fachabitur nachgeholt hatte, wollte sie eigentlich soziale Arbeit studieren. Doch der tägliche Fahrweg und Vorlesungen zu familienunfreundlichen Zeiten ließen sie hadern.

Dank Förderung im Rahmen des Europäischen Sozialfonds und Meister-Bafög konnte die Mutter zweier Teenager die bis 2019 schulgeldpflichtige Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin finanziell stemmen.
„Jetzt habe ich meine Berufung gefunden, Kinder auf ihrem Bildungsweg zu begleiten und Jugendliche zu motivieren, wenn die Schullaufbahn holprig verläuft“, sprudelt es aus der pädagogischen Fachkraft heraus. Mit ihrem Lebenslauf zeige sie, dass es immer wieder Optionen gebe, sich weiterzuentwickeln.

Seit 12. April 2021 können die zehn Mädchen und Jungen des „Start off“-Programms wieder in der Zwickauer Spiegelstraße in Präsenz schulische und soziale Kompetenzen ausbauen.
Seit 12. April 2021 können die zehn Mädchen und Jungen des „Start off“-Programms wieder in der Zwickauer Spiegelstraße in Präsenz schulische und soziale Kompetenzen ausbauen. Foto: DPFA Zwickau

Mehr als schulische Lernbegleitung

Die derzeitige Arbeit ist wie überall im Bildungssektor pandemiebedingt sehr eingeschränkt. Mit den Schulöffnungen zum 12. April 2021 kommen die jungen Menschen nur in Kleinstgruppen in die Projekt-Räumlichkeiten. Die vorausgegangenen Wochen waren sie nur einzeln in die Spiegelstraße 19 gekommen, um Schulaufgaben abzuholen oder abzugeben.

Während der kurzen Einzelgespräche versuchten Diana Lenhardt und ihre Kollegin Antje Schmidt die Sorgen und Bedürfnisse ihrer zehn Schützlinge herauszuhören.

Neben der engen Zusammenarbeit mit Eltern und Jugendamt planen die beiden auch künftige Aktivitäten zur Alltagsbegleitung, Demokratiearbeit und den Erwerb von sozialen Kompetenzen. Zudem beleuchten die zwei „start off“-Kolleginnen regelmäßig Rassismus und Ausgrenzung mit den Mädchen und Jungen. Diana Lenhardt fasst ihre ersten 100 Arbeitstage bei der DPFA so zusammen: „Es fühlt sich an, wie angekommen.“ Sie strahlt und dann ist da wieder dieses herzliche Lachen.

Über start off:
Das Kinder- und Jugendförderprojekt hat sich seit 1998 zum Ziel gesetzt, jungen Menschen - die aus den unterschiedlichsten Gründen schulische und familiäre Probleme haben - einen Weg zurück ins Schulleben zu ermöglichen.

In Kooperation mit dem Zwickauer Landesamt für Schule und Bildung und dem Jugendamt des Landkreises Zwickau konnten bisher mehr als 230 Kinder und Jugendliche entweder in den Schulalltag reintegriert werden oder im Rahmen von „start off“ die gesetzliche Schulpflicht erfüllen.

Die Angebote an die Teilnehmer:innen, die zwischen 11 und 16 Jahre alt sind, reichen von klassenstufenspezifischen Lernangeboten über die Entwicklung beruflicher Interessen bis hin zu Konfliktbewältigungstrainings und heilpädagogischen Förderangeboten.
Weiterführende Informationen unter https://www.dietz-stiftung.de/projekte/.